kulturostU-Boot - berichte

Abkürzungen siehe U-Boot-Morsealpabet

Bezirksversammlung, 31.01.

Sport- und Kulturausschuss, 04.02.

Jugendhilfeausschuss, 15.02. (Juzena)

Ahoi Hinterwelt!

Wusstet ihr, dass das Wasser im Bergedorfer Schlossgraben die miserabelste Qualität auf der Messskala hat? Also gewissermaßen noch unterhalb von total zum Kotzen?

Das liegt daran, dass kein Frischwasserzufluss da ist und die Brühe immer in sich selbst kreist. So ähnlich ist das auch in der Politik, denn Politikern bleibt neben ihren ganzen Sitzungen eigentlich keine Zeit, um frische Ideen aufzutanken und deshalb wird der Geist mit der Dauer der politischen Tätigkeit immer trüber.

Auch unser U-Boot, obwohl jüngst erst zu Wasser gelassen, ist da nicht immun, weshalb Nepumuk und ich erstens alle Leserinnen und Leser auffordern, bei beginnender geistiger Vernebelung sofort in’s Signalhorn zu stoßen, und zweitens all diejenigen, die selbst in der Lokalpolitik mitschwimmen, bitten, doch mal einen Gastkommentar beizusteuern. Uns würden da schon einige einfallen.

Diesmal aber noch im gespaltenen Solo:

Nepumuk und fmh

 

Bezirksversammlung, 31.01.

Dorf ohne Garten

Wenn wider die Gewohnheit etwas Öffentlichkeit zur öffentlichen Sitzung erscheint, gibt’s was Besonderes: Dr. Ulf Borgeest vom alternativen Wohnprojekt „Unser Dorf“ hatte sich breit schlagen lassen zu fragen, wie und wo denn die Parteien der BV günstigen und citynahen Wohnraum schaffen wollen, denn ein vorliegender CDU-Antrag machte deutlich, dass sie dies in Greves Garten nicht vorhaben. Die CDU fordert, die stadteigenen Grundstücke meistbietend zu verkaufen, womit jede Hoffnung auf substanzschonende oder sozial engagierte Nutzung dem Mammon geopfert wäre. Für die CDU ein erträglicher Verlust. Während SPD und GAL Borgeest antworten, dass sie gerade Greves Garten für förderungswürdig halten, findet die CDU in der Schlossstraße bereits genügend günstigen Wohnraum, für den sich aber „offenbar kein Deutscher interessiere“. Der CDU-Antrag wird später in den SPA überwiesen, ein Hoffnungsschimmer für die Dörfler. (Zu diesem Thema siehe auch den extra Artikel in diesem KR)

Schlussvorhang für Sozialberatungsstelle

Der Antritt von CDU/Schill, die unabhängige Sozialberatungsstelle aufzulösen und stattdessen die Planstellen im Sozialamt aufzustocken, hat sich jetzt auch amtlich als Schuss in’s Knie erwiesen. Die Behörde für Soziales und Familie sieht „weder eine Veranlassung, die für diesen Zweck im Haushaltsplan 2002 vorgesehenen Mittel weiterhin zur Verfügung zu stellen noch eine Umwidmung der geplanten Mittel zur Finanzierung von Planstellen im Etat des Bezirksamtes Bergedorf für andere Zwecke vorzunehmen“ (Ds. XVI/23.4). Glückwunsch CDU/Schill, große Politik, wirklich. Ab und Vorhang.

Bauer für potenziell Untote

Den Tiefpunkt der Januar-BV hat mal wieder die Schill-Partei gesetzt, diesmal mit dem Antrag, die Planungen für das moslemische Bestattungshaus auf dem Bergedorfer Friedhof sofort zu stoppen, weil man die 514 060 Euro besser für was anderes ausgeben solle. Dass dabei der Kaufpreis für das Gebäude von 434 780 Euro mit eingerechnet wurde, dieses aber der Stadt gehört und daher das Geld nicht eigentlich ausgegeben, sondern nur von einen Topf zum anderen verschoben wird, verschweigt man bei Schill lieber. Hauptsache die Summe wirkt dramatisch. Mit viel Pathos doziert dann auch Bauer von der Bütt, schimpft nebenbei die Jusos wegen ihrer öffentlichen Kritik „rote Rotzlöffel“ (was er später zurück nimmt) und erklärt, Priorität hätten für ihn „die Lebenden und nicht potenzielle Tote.“ Da fragen wir uns: potenzielle Tote sind wir doch eigentlich alle, Herr Bauer, oder sind Muslime schon irgendwie näher dran? Diese und andere ungelöste Fragen beantwortet vielleicht der LGU, der sich jetzt mit der Sache befassen soll.

Erst Heim, dann Disko

Das geplante Vereinsheim des VfL Lohbrügge, eines der 5 geplanten Projekte der Quartiersentwicklung Lohbrügge-Nord, kommt nicht recht voran, weil Bausenator Mettbach (Schill), die geplante Gastronomie für gewerblich und damit nicht förderungswürdig hält, womit er zwar einerseits recht hat, andererseits aber Gastronomieverpachtung in öffentlich geförderten Gebäuden Gang und Gäbe ist. Nun ist die CDU richtig sauer und hat auch schon einen genialen Einfall, der Sache wieder Schwung zu geben: der Lola-Anbau, fertig geplant und finanziert, soll so lange warten, bis der VfL sein Heim hat. So beschlossen mit CDU/Schill-Mehrheit. Außerhalb der Politik nennt man so was wohl Geiselnahme. Wird also Ritter Mettbach klein beigeben und die Lola befreien? Oder wird er der Bergedorfer CDU erfreut gratulieren, dass sie ihm wieder eine Sparentscheidung abgenommen hat?

Spritzen? Welche Spritzen?

Der Antrag der GAL, einen Referenten des UKE die Mitglieder des Gesundheitsausschusses über den Spritzentausch informieren zu lassen, wird abgelehnt. Zuviel Wissen schadet offenbar der Meinungsbildung.

Bäume statt Poller

Damit uns keine Einseitigkeit vorgeworfen wird, sei zum Schluss noch ein bemerkenswert konstruktiver CDU-Antrag erwähnt: statt Poller möge man doch künftig Bäume pflanzen. Einstimmig beschlossen.

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Jugendhilfeausschuss, 15.02. (Juzena)

Jugendarbeit mit der Beinpresse

Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit. (§ 1 KJHG)

Der JHA tagte diesmal im Juzena, um sich von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugen zu lassen, die Trägerschaft der TSG Bergedorf zu übertragen. Wer jedoch erwartet hatte, das Juzena würde binnen Monatsfrist zum Funsportcenter mutieren, sah sich getäuscht: das Juzena sieht im Großen und Ganzen genauso aus, wie zu VfJ-Zeiten. Kalte Betonwände und zweckbestimmtes Mobiliar versprühen den Charme eines Sport- und Jugendheims, aber wir wollen nicht ungerecht sein: eine für Jugendzentren übliche Ausstattung, dazu noch etwas moderner als in älteren Häusern. Neben Tischtennis, Poolbillard und Spielekonsole ist man besonders stolz auf Werkraum, Computerraum samt Internet und natürlich auf den Fitnessbereich. Hier kann die TSG durch Einsatz fachkundigen Personals besonders Punkten, obwohl die versprochenen sportpädagogischen Angebote (u.a. Boxen) noch nicht realisiert werden konnten.

Der große Saal, bei dessen Anblick einst TSG-Vize Motullo „das Wasser im Munde zusammen gelaufen ist“ (so Motullo anlässlich der damaligen Konzeptvorstellung im JHA), wird an 6 Tagen in der Woche von der TMDC genutzt, die hier teils beitragspflichtige teils Schnupperkurse in Jazz- und Modern-Dance anbietet.

Alles in allem vermittelt das Juzena einen guten Eindruck von der Richtung, in die eine kosten- und kundenoptimierte Jugendarbeit geht: Fitness, Fun und Daddelkram, ergänzt von berufsvorbereitenden PC-Schulungen und Werkunterricht, geleitet von semikommerziellen Großvereinen mit 10.000+ Mitgliedern, die nebenbei ihren Vereinsnachwuchs rekrutieren und ausbilden können.

Man mag dazu stehen, wie man will. Allerdings fragen wir uns schon, ob zur Förderung einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit die Beinpresse das richtige Gerät ist. Vielleicht schreibt Herr Motullo uns ja mal einen Artikel über die Segnungen der Sportpädagogik. Dann würden sicher auch die KulturOste, die wir Anfang des Monats ins Juzena  brachten, künftig ausgelegt werden. Na dann los, Herr Motullo, und keine Müdigkeit vorschützen.

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Sport- und Kulturausschuss, 04.02.

Bauamt mit Charme

Das Lichtwarkhaus gehört nun wirklich nicht zu den bedeutenden Baudenkmälern Bergedorfs, das finden alle außer das Bergedorfer Bauamt. Denn wer Hoffnung in die anstehende Sanierung gesetzt hatte, wurde vom Bauamt aufgeklärt, das man „den Charme der 60er Jahre“ selbstverständlich erhalten möchte und die Sanierung den äußeren Eindruck des Gebäudes nicht verändern wird. Schade.

Friedhof mit Mahnmal

Der Russische Ehrenfriedhof, Teil des Bergedorfer Friedhofs, bekommt ein Mahnmal des russischen Bildhauers Grigori Yastrebenetzkiy. Das steht zur Zeit noch in St. Petersburg, aber wenn der Bezirk den Sockel stiften könnte, besorgt eine Speditionsfirma den Rest. Sockel beschlossen.

Antifa ohne Stellwände

Nachdem sich zuvor schon Rathausbündnis und Hauptausschuss dafür ausgesprochen hatten, den für unansehnlich befundenen Antifa-Stellwände künftig zügig mit Lola- oder TSG-Werbung zuzukleben (zur Zeit wirbt die VHS auf ihnen), hat nun auch der S+K in dieser Richtung entschieden. Wir widmen diese Thema einen eigenen Artikel.

Bergedorf ohne Stadtteilkultur

Eine besonders peinliche Vorstellung gab die CDU anlässlich des Hamburger Stadtteilkulturpreises. Der ist privat gestiftet und wird für einen besonderen Beitrag zur Sozio- und Stadtteilkultur aus 2001 verliehen. Der S+K war um Vorschläge gebeten. Lange Gesichter bei SPD, CDU und Schill: Stadtteilkultur? Haben wir so was überhaupt? Als ich schließlich Wutzrock vorschlug, fiel bei der CDU die Klappe: dann lieber gar keinen Vorschlag einreichen. So setzte die CDU per Abstimmung durch, dass die verbliebenen 2 Wochen Meldefrist ungenutzt verstreichen sollten. Schill war geteilt, die SPD nicht mehr ganz da. Kulturpolitik à la CDU.

Science-Park am Gojenberg?

Die bergedorfer Sternwarte ist eine der größten Deutschlands. Leider kann der Gojenberg mit Palo Alto nicht mithalten und deshalb Bergedorf für die moderne Astronomie nur noch von geringer Bedeutung. Entsprechend schmerzlich empfindet die Uni die Erhaltungskosten des größtenteils denkmalgeschützten Areals und sinnt nach Abhilfe. Eine bergedorfer Arbeitsgruppe macht sich auch so ihre Gedanken. Wir berichten weiter.

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WB01728_.gif (149 Byte)Zur Titelseite    jhz09.04.02